Barbara Stein (2020)

Helene Helming, Leben und Werk

Maria Theodora Helene Helming wurde am 6. März 1888 als älteste von 13 Kindern in Ahaus geboren. Die Familie wohnte im Haus van Deldenstraße 6. Der Vater, Dr. Hermann Helming, Kreisphysikus von Ahaus hatte dort auch seine Arztpraxis. Nach Schulbesuch und Studium erhielt Helene Helming eine Stelle als Studienrätin in Berlin, anschließend in Köln und dann als Rektorin der Mädchenmittelschule in Aachen. Im Jahre 1923 wurde sie mit der Leitung des „Sozialpädagogischen Seminars“ in Aachen, dem so genannten „Fröbelseminar“ beauftragt.

Die 1920er Jahre waren für Helene Helming geprägt von den neuen Ideen der Frauenbewegung, Jugendbewegung und der Liturgischen Bewegung in der katholischen Kirche. Neue Formen des gleichberechtigen Zusammenseins wurden erprobt. Maßgeblichen Einfluss an der Erneuerung des katholischen Glaubens hatte der katholische Priester und Philosoph Romano Guardini. In dieser Aufbruchstimmung wurden auch die Prinzipien der Montessori-Pädagogik bekannt. Der zentrale Punkt der Montessoripädagogik, die Anerkennung der individuellen, von Gott geschaffenen Person und deren Unterstützung im pädagogischen Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“, samt konkreter Umsetzungshilfen überzeugte Helene Helming so, dass sie fortan für die Bekanntmachung und Verwirklichung tätig war.

Helene Helming lernte Maria Montessori 1926 in Berlin bei einem Ausbildungskurs kennen, nahm 1930 an einem Montessori-Diplom-Kurs in Rom teil und erwarb das Montessori-Diplom. Am Fröbelseminar nahm sie die Montessori-Pädagogik in den Lehr-Kanon auf und gründete dort einen Montessori-Kindergarten und eine Montessorischule. Dadurch wurde die Montessori-Pädagogik den Erzieherinnen, den Eltern und Behörden bekannt.

Durch die Nationalsozialisten wurden jedoch 1935 alle Montessori-Einrichtungen, -Bücher und Lehrinhalte deutschlandweit verboten.

Nach zehnjähriger Zwangspensionierung wurde sie als Rektorin der neu gegründeten Katholischen Pädagogischen Akademie in Essen-Kupferdreh berufen. Nun konnte sie in der Ausbildung der Studierenden erneut die Montessori-Pädagogik bekannt machen und die angehenden Lehrpersonen dafür begeistern. 1954wurde wieder ein internationaler Montessori-Diplom-Kurs, von Mario Montessori, dem Sohn Maria Montessoris, durchgeführt, an dem Helene Helming als Dozentin mitarbeitete. Es waren vor allem Absolventen der Essener Pädagogischen Akademie, die dann in vielen Städten in NRW die Montessori-Pädagogik in der Praxis der jeweiligen Volksschule, ab 1969 in den Grund- und Hauptschulen – überzeugend verwirklichten. Auch im Kindergartenbereich lebte die Montessori-Pädagogik wieder auf und veränderte die Gestaltung der Pädagogik in den Kindergärten. Durch zahlreiche Kontakte mit anderen Personen, die für die Montessori-Pädagogik eintraten, wurde diese deutschland- und europaweit weit bekannt und verwirklicht.

Nach der Pensionierung 1954 lebte Helene Helming wieder im Ahauser Elternhaus, wo auch ihre Schwester Maria wohnte. Sie setzte mit unverminderter Intensität ihre Arbeit in der Durchführung von Montessori-Diplom-Lehrgängen, -Fortbildungsveranstaltungen und -Tagungen fort. Ihr Buch „Montessori-Pädagogik“ wurde ein großer Erfolg. Für ihr lebenslanges Werk zum Wohl der Kinder erhielt sie 1958 den Orden „Pro ecclesia et Pontifice“ und 1969 das „Bundesverdienstkreuz I. Klasse“.

Sie starb am 5. Juli 1977 und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Ahauser Friedhof im Grab der Familie Helming.